Rund um das Kirchenjahr
Dieser Tag fällt jedes Jahr auf den 11.11. Dieser Tag ist der Tauftag Martin Luthers.
Hl. Martin, Martinstag:
Was der hl. Martin von Tours mit Gänsen zu tun hatte? Eigentlich nichts! Die Verbindung zum Federvieh wäre insofern denkbar, weil damals die Gans eine bevorzugte Zinsbeigabe an den Grundherrn darstellte. Als diese mag sie bezüglich des Hauptzinstages, eben St. Martitag, mit dem Heiligen verknüpft worden sein (so wie der Osterhase mit dem Osterfest ).
Das Reich der Legenden:
Erst viel später erzählte man Legenden in der Martin mit Gänsen in Verbindung gebracht worden ist, wie z.B.:
Martin sollte Bischof werden, fühlte sich dessen aber noch unwürdig und versteckte sich vor der Zeremonie im Gänsestall. Als er dort gesucht wurde verrieten die Gänse Martin durch ihr aufgeregtes Geschnatter.
Oder: Als Martin als Bischof predigte, wurde er durch eine Schar schnatternder Gänse welche in die Kirche watschelten, unterbrochen.
Dies sollte Folgen haben für die Nachkommen der Gänse. Mahlzeit zu „Martiniganslbraten. Wahr hingegen ist:
Martin von Tours ist um 316 geboren in Sabarina (Pannonien). Mit 15 Jahren trat er in die röm. Armee unter den Kaisern Constatinus und Julian ein. Beim Stadttor von Amiens trug sich die „Mantelszene“ zu:
Martin sah einen Bettler welcher erbärmlich fror. Er nahm seinen Umhang, zückte das Schwert, teilte den Mantel und gab eine Hälfte davon dem Frierenden. Nachts darauf träumte Martin von Jesus, der mit seinem Mantel bekleidet war. Hatte Jesus nicht gesagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“.
Mit 18 Jahren getauft verließ er die Armee und wurde Schüler des Hilarius. Geht zu seinen Eltern um diese zu bekehren, danach zog er weiter auf die Insel Gallinari (Genua) um dort als Eremit zu leben. - Anno 360 zog er nach Poitiers. 361 gründete er in Liguge das 1. Kloster des Abendlandes. 371 wurde er durch die Gunst des Volkes Bischof von Tours. 375 stiftete er ein Kloster in Marmoutier. Er wurde Vorbild für das Mönchtum wegen seiner Missionstätigkeit.
397 starb er auf einer seiner seelsorgerischen Reisen entkräftet. Im 5. Jht. wird über seinem Grab eine Kapelle errichtet. Später wurde sie durch eine Basilika, aus der sich wiederum später das Kloster St. Martin entwickelte, ersetzt.
Man gedenkt noch heute vielerorts mit Martini-Brot u. Martini-Gänsebraten des Brauches, Gaben in Form von Lebendvieh (früher waren es Hühner) an die Armen zu verteilen. Auch Umzüge werden veranstaltet.
Dieser Martin von Tours, der das Reich der Franken und die von ihnen besiedelten Gebiete geprägt hat, war in der lateinischen Kirche der erste, der den Grad der Heiligkeit nicht durch seinen heldenhaften Tod als Märtyrer, sondern durch sein heroisches Leben erreichte. Vor mehr als 1.600 Jahren, am 8.11.397, ist der dritte Bischof von Tours gestorben. Martin, personales Bindeglied zwischen Rom und dem Frankenreich, verkörperte modellhaft für Jahrhunderte das neue spätantike Priester- und Bischofsideal: Ein asketischer Mönch, gebildet und tatkräftig zugleich, für den Kult und Kultur der gleichen Quelle entsprangen, der lebte, was er predigte, der sich vor Christus beugte, um ihn herrschen zu lassen. Am 11. November 1997 wurde zum eintausendsechshundertsten Mal seines Todes gedacht.
Der traditionelle Martinsumzug:
Der Martinsumzug am Martinsabend vereint eine verkleidete Person, die den heiligen Martin auf einem Schimmel(!) darstellt, oft gehört auch ein „Bettler“ dazu, immer aber eine große Kinderschar (und ihre Eltern), die singend durch die Stadt/Gemeinde ziehen. Um den rechten Takt zu finden, wird der Gesang oft von einer Blaskapelle unterstützt. Die Kinder tragen bei dem Umzug ihre – meist selbst gebastelten – Martinslampen und Martinsfackeln. - Der Martinsumzug findet seinen Abschluss vielfach durch die Mantelteilung oder durch ein Martinsfeuer. Der Lichterumzug hat ein liturgisches Vorbild: das Lucernarium, die Lichterprozession zur ersten Vesper des Vortages, wie sie an hohen Festtagen üblich war.
Der Martinsumzug der Kinder...
Der Martinsumzug der Kinder mit den Lichtern und Lampions ist ein Teil der Lichtsymbolik, welche an Allerseelen beginnt und über Advent und Weihnachten bis Lichtmess führt. Oft werden die Kinder zuvor gesegnet: „Herr Jesus Christus, schau auf diese Kinder, die ihre Lampen in Händen tragen; Segne sie, damit sie bereit sind, nach dem Vorbild des hl. Martin anderen zu helfen und zu teilen, was sie besitzen.“
Martinsmännchen (Martensmännchen):
Statt Sankt Martin zu Pferd erscheint mancherorts im Sauerland auch das Martensmännchen, ein verkleideter Junge oder ein verkleidetes Mädchen, das den Kindern, die richtig beten können, Nüsse und Äpfel zuwirft. In diesem Brauch zu Martini ist ein älterer Vorläufer der Martinsumzuges zu sehen. Noch um 1800 zogen in Köln und Düsseldorf „Martinsmännchen“, auf den Schultern eines Jungen sitzend, geführt von zwei weiteren Jungen mit Rübenfackeln, mit der Jugend der Nachbarschaft oder der gesamten Pfarrjugend heischend von Haus zu Haus.
Lichterumzug mit Martinslampions, Martinsfackeln, Martinslampen:
Die Lichterumzüge symbolisieren das Martinsfeuer, das sie vielerorts ablösen... Die Lichterumzüge bringen Licht in das Dunkle. In ländlichen Gebieten wurden früher und werden heute noch Martinslampen aus Kürbissen und Runkelrüben (“Fruchtleuchten“) hergestellt. Es wird ein Deckel abgeschnitten, die Frucht ausgehüllt, ein Gesicht in die Außenhaut geritzt, eine Kerze eingesetzt und der Deckel wieder aufgesetzt. Die auf einen Stock gespickte oder an einen Stock gehängte Laterne lässt sich einfach herstellen und – bei Bedarf - leicht erneuern. - Die Lichterumzüge haben ihr Vorbild in der liturgischen Lichterprozession - Lucernarium (d.h. Zeit des Lampenanzündens) während der ersten Vesper am Vorabend eines hohen Feiertages.
Martinsfeuer:
Die Lichterumzüge (siehe oberhalb) haben größtenteils die Martinsfeuer abgelöst. Wo man die Martinsfeuer noch abbrennt, wird das Feuer als Symbol verstanden: Es bringt Licht in das Dunkle, wie die gute Tat Martins das Erbarmen Gottes in die Dunkelheit der Gottesferne brachte.
Der Ursprung des Martinsfeuers wird in den Riten der germanischen Wintersonnwendfeier und des germanischen Erntedankfestes vermutet: Ein Freudenfeuer, wie es auch zu anderen Anlässen angezündet wurde, zugleich aber auch ein reinigendes Feuer, in dem das vergangene Jahr verbrannt wurde: Der Sommer wurde verbrannt! Das „Sommerverbrennen“ sollte daran erinnern, dass ein Zeitabschnitt unwiederbringlich vergangen war.
Martinsgans, Martinigans, Martinigansl:
Heute kennen die meisten die Gänse im Zusammenhang der Rede von den „dummen Gänsen“, - eine irrige Feststellung, die an der Wirklichkeit vorbeigeht. Weder sind die Gänse „dumm“, noch haben sie in der geschichtlichen Tradition eine untergeordnete Rolle gespielt.
In römischen Zeiten war die Gans das Begleiter des Kriegsgottes Mars. Gänse sollen die Stadt Rom durch ihre Aufmerksamkeit und warnendes Geschrei vor einem feindlichen Überfall bewahrt haben. Im germanischen Denken war die Gans Symboltier Wotans, Opfertier und Verkörperung des Vegetationsgeistes. Wer rituell eine Gans verspeiste, hatte Anteil an der Kraft des Vegetationsgeistes.
Für Köln wird aus dem Mittelalter berichtet: „Der Martinsabend war von jeher zu einem Festschmaus bestimmt. Das war auch seit alters in Köln so. Die Tafel schmückte als Hauptgericht die Martinsgans, knusprig gebraten und mit Äpfeln, Rosinen und Kastanien gefüllt.“